Schmerzenskunst

Schmerzenskunst

(2023)

Ein Schmerz vereinnahmt alles an Empfinden,
in dem Moment, in dem er uns durchfährt,
lässt hoffnungsvolle Blicke kurz erblinden
und ist für niemanden erstrebenswert.

Doch wird er künstlerisch mal eingefangen,
so ist der Schmerz schon wenig später in
berauschender Ästhetik aufgegangen
und suggeriert uns einen höh’ren Sinn.

Denn Kunst schafft selbst aus Chaos einen Plan,
und was wir in der Schmerzempfindung nur
verschwommen oder gar verdunkelt sah’n,
erhält im Kunstwerk Farbe und Kontur –

und damit Tiefe sowie Relevanz.
Mit kleinsten Teilen kann sich Kunst begnügen
und sie aus Perspektiven der Distanz
zu einem neuen Bild zusammenfügen.

Womöglich ist das meiste frei erfunden,
was an der Schmerzdarstellung schön erscheint.
Die Kunst verbindet Punkte, keine Wunden,
obwohl das der Betrachter manchmal meint.

Die Kunst weiß keinen Schmerz der Welt zu stillen,
sie weiß ihn nur ästhetisch zu gestalten
und ihn in Bilderrahmen umzufüllen,
versehen mit dem Hinweis: „Abstand halten.“