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Botanik im Schulalltag

Botanik im Schulalltag

(2012)

Ein Lehrer hat mir neulich sachlich
(thematisch eher außerfachlich)
erklärt, wie er zu Schülern stünde
und das Verhältnis so empfinde:
Wenn Kinder in die Schule gingen,
so wolle er sie niemals zwingen –
ganz gleich, bezüglich welcher Themen –
an Lernprozessen teilzunehmen.
Sie sollten sich nicht sinnlos quälen.
Er würde ihnen halt erzählen,
was ihm sein Lehrplan unterbreite –
und falls das mal auf Schülerseite
auf reges Interesse stieße,
dann wär’s erfreulich, doch es hieße
im Umkehrschluss noch lange nicht,
es läge gar am Unterricht,
wenn Schüler sich nicht int’ressierten
und dementsprechend nichts kapierten.
Er wolle sich in Klassenzimmern
auch nur bedingt um Kinder kümmern
denn zeitlich könnt’ er bei den meisten
die Arbeit überhaupt nicht leisten.
Ansonsten tät er seine Pflichten:
Bewerten, prüfen, unterrichten;
der Draht zu Schülern sei neutral,
oft seien sie ihm schlicht egal.
So ließe sich zusammenfassen:
Er würd sie meist in Ruhe lassen.
Wer wolle, dürfe gern gedeih’n,
wer nicht, der gehe eben ein.

Ich fand das recht verwunderlich,
denn das Verhältnis kannte ich
bisher doch nur im großen Ganzen
von mir und meinen Zimmerpflanzen.