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Das Ende der Kindheit

Das Ende der Kindheit

(2012)

Die Kindheit endet jedes Mal
real und manches Mal brutal.
Das lässt sich auch bei starken Kindern
bei aller Mühe kaum verhindern.

So ging’s auch Tom – grad zwölf geworden,
mit Papa fährt er Richtung Norden,
das Auto brettert durch die Nacht,
doch gibt der Vater kurz nicht acht:

Die Fahrbahn wird von Wild gekreuzt,
als Papa seine Nase schnäuzt
und – Bumm! – das Wagenlicht erlischt,
das Auto hat ein Tier erwischt.

Der Vater steigt aus seinem Wagen
und hört den Jungen panisch fragen:
„Was war das? Können wir es retten?“
Der Vater meint: „Will nicht drauf wetten …“

Der kleine Tom springt hinterdrein,
dann sieht er im Laternenschein
das braune Tier, nur mittelgroß –
das Reh liegt völlig regungslos.

So stirbt noch mehr an diesem Platz.
Symbolisch wirkt der Abschlusssatz
nach unbeschwerten Kindheitsjahren:
„Wir haben Bambi überfahren.“