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Der Wissensdurstige

Der Wissensdurstige

(2012)

Sein Wissensdurst war nie zu stillen,
das trieb ihn an, verfolgte ihn
in Form von einer Disziplin:
das Wissen um des Wissens Willen.

Er fand sein Glück im bloßen Denken
und, ohne dieses mitzuteilen,
begann er sich dran aufzugeilen
und sich mit Wissen zu beschenken.

So meinten manche, die ihn trafen:
„Wenn’s ginge, hätte dieser Mann
vermutlich großen Spaß daran,
mit seinem eig’nen Hirn zu schlafen.“

Er gab sein Wissen niemals preis
und diskutierte es auch nie.
Er sagte oft: „Ich bitte Sie!
Mir reicht es doch, wenn ich es weiß.“

Das, was er tat, war sinnentleert
und so verdient es bei Betrachtung
nicht einen Hauch von einer Achtung,
denn Wissen ist allein nichts wert.