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Gewinner der Herzen

Gewinner der Herzen

(2017)

Er war ein Kämpfer sondergleichen,
wollte sportlich viel erreichen –
und zwar alles immer möglichst fair.
Aber seine permanenten
und fiesen Konkurrenten
machten ihm das Sportler-Leben schwer.
Er kam irgendwann nicht weiter,
er wurde ständig zweiter –
von Kritikern und Publikum gelobt.
Er stieg aus, um dann nach Jahren
aus der Presse zu erfahren:
Die stärksten Konkurrenten war’n gedopt.
Davon kann er sich nichts kaufen,
das ist halt blöd gelaufen,
doch anstatt sich damit rumszuschlagen,
sollte er für sich bemerken:
Die Erfahrung wird ihn stärken.
Er muss sich einfach immer wieder sagen:

Ich kann’s mir mit dem Schicksal verscherzen,
und auch, wenn ich am Boden lieg,
bleib ich immer der Gewinner der Herzen,
mir bleibt der moralische Sieg.
Um jeden Preis will ich nicht gewinnen,
und solange ich mich nicht verbieg,
kann ich mich stolz auf eines besinnen:
Mir bleibt der moralische Sieg!

Er war integer und besonnen,
hatte ziemlich früh begonnen,
sich politisch überzeugt zu engagier’n.
Er wollte immer etwas machen,
insbesond’re für die Schwachen,
oder es zumindest mal probier’n.
So hielt er fest an Idealen,
Menschen hofften für die Wahlen,
er würde Präsidentschaftskandidat.
Nur die Partei, für die er stritt,
ging bei alledem nicht mit,
und er erhielt kein hohes Amt im Staat.
Doch er erlebte über Nacht,
wie der Faschismus an die Macht
durch stark frustrierte Wählergruppen kam.
Als der Rechtsstaat dann verschwand,
blieb er aber recht entspannt,
solange er sich bloß zu Herzen nahm:

Ich kann’s mir mit dem Schicksal verscherzen,
und auch, wenn ich am Boden lieg,
bleib ich immer der Gewinner der Herzen,
mir bleibt der moralische Sieg.
Um jeden Preis will ich nicht gewinnen,
und solange ich mich nicht verbieg,
kann ich mich stolz auf eines besinnen:
Mir bleibt der moralische Sieg!

Er hatte nie sein Geld gespart,
doch er arbeitete hart,
um jede Woche auf den Markt zu geh’n
und fürs eig’ne Überleben
seinen Lohn dort auszugeben
und nötiges Getreide zu ersteh’n.
Doch dieser Markt war nur ein Teil
vom großen Ganzen und derweil
hat auch Menschen ganz woanders int’ressiert:
Stieg der Preis? Blieb er stabil?
Sie hofften, sie gewönnen viel,
und haben auf Getreide spekuliert.
Er hing von dieser Nahrung ab,
der Preis stieg an, das Geld wurd knapp –
bald war der Hunger kaum noch zu ertragen.
Zum Glück war’s irgendwann vorbei,
heut hört man nicht mehr seinen Schrei,
doch wenn Tote sprächen,
könnte er noch sagen:

Ich kann’s mir mit dem Schicksal verscherzen,
und auch, wenn ich am Boden lieg,
bleib ich immer der Gewinner der Herzen
mir bleibt der moralische Sieg.
Man möge sich noch lang dran erinnern,
doch für mich ist an diesem Punkt Schluss,
weil ich im Gegensatz zu andern Gewinnern
mit meinem Sieg nicht leben muss,
weil ich im Gegensatz zu echten Gewinnern
mit meinem Sieg nicht leben muss.