Innerer Dialog

Innerer Dialog

(2005)

Erschöpft sitzt er im Stammcafé
an einem Einzeltisch und blickt
ins Leere, trinkt den heißen Tee
und lauscht dem inneren Konflikt.

Er hört sein Herz, das zu ihm meint:
„Du liebst sie. Tu’s auch weiterhin.
Egal, wie unklug das erscheint.
Du fragst zu oft nach Zweck und Sinn.“

„Du Sturkopf!“ sagt da der Verstand.
„Du musst dich stärker von ihr lösen!
Folg der Vernunft und denk an Kant.
Hör auf zu träumen und zu dösen!“

„Das geht nicht!“ widerspricht das Herz.
„Ich spüre, dass es niemals endet.“
„Jetzt komm mir nicht mit Liebesschmerz!“
ruft der Verstand. „Du bist geblendet!“

Das Herz entgegnet: „Fremder Rat
ist etwas, das ich grad nicht brauch.
Die Frau ist halt ein Unikat
und deshalb liebe ich sie auch!“

„Das mag“, meint der Verstand, „zwar sein,
doch ist, was du erträumst, zu groß.
Du liebst umsonst! Sieh’s endlich ein!
Du bleibst bei ihr stets chancenlos!“

„Ich weiß“, sagts Herz, „doch wird verrückt,
wer nicht Gefühle akzeptiert!“
Die and’re Seite spricht: „Es glückt,
sieht man das Ganze distanziert.“

So wird die Meinung ausgetauscht,
doch keine Spur von Kompromissen.
Und jener Mensch, der all dem lauscht,
fühlt sich im Inneren zerrissen.

Und schließlich wird es ihm zu viel.
Verzweifelt schreit’s aus ihm heraus:
„Seid still! Das führt zu keinem Ziel!
Ich halt den Streit nicht länger aus!“

Er spürt Cafébesucher-Blicke,
die gleichen einer Steinigung.
Man fragt, ob er noch richtig ticke.
Er murmelt leise: „Tschuldigung …“

Rasch zahlt er noch für seinen Tee
(mit einem viel zu großen Schein)
und dann verlässt er das Café.
Die Straß ist leer. Er ist allein.

Und ruhig auch. Kein Laut, kein Klagen.
Im Innern ruht auch das Gefecht.
Und plötzlich hört er selbst sich sagen:
„Ich glaube, der Verstand hat Recht.“

Er freut sich über die Erkenntnis,
entspannt sich, fühlt sich wie befreit.
Ihn bittet aber um Verständnis
das Herz: „Ich brauch Erholungszeit.“