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Klischees und Wirklichkeit

Klischees und Wirklichkeit

(2012)

Sie hatte ihren Schuhschrank voll
mit achtundfünfzig teuren Paaren,
fand „Pink“ als Farbe ziemlich toll
und ließ sich gern nach Hause fahren.

Die Hobbies hießen: shoppen gehen,
mit Freunden chatten oder chillen,
am Abend GZSZ sehen,
mit Alkopops den Magen füllen.

Ihr Laberdrang war permanent,
sie galt als wandelndes Klischee,
beheulte jedes Happy End
im Kino und auf DVD.

Und wenn sie eine Sitcom sah,
dann war sie häufig sehr verblüfft
und rief: „Ihr glaubt nicht, wie man da
mein Leben und mich selber trifft!“

Ihr Freund war irgend so ein Pfosten,
der seinen Körper künstlich sonnte
und nachmittags – auf Papas Kosten –
im Golfclub schlagen lernen konnte.

Er gab sich häufig eher kühl,
denn Emotionen nervten ihn,
und weil ihm Autofahr’n gefiel,
verbrauchte er auch viel Benzin.

Daneben war er Fußball-Fan
und traf sich mit „den Jungs“ zum Gucken,
um dann sein Ego aufzubläh’n
und kistenweise Bier zu schlucken.

Und wenn er Autowerbung sah,
so war er häufig sehr verblüfft
und meinte: „Schaut mal, wie man da
den Stil von meinem Leben trifft.“

Doch nichts war so, wie’s ihm erschien,
und – wie bei seiner Freundin – gilt:
Die Bilder spiegelten nicht ihn,
denn er war selbst das Spiegelbild.