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Lobgesang auf Wuppertal

Lobgesang auf Wuppertal

(2009)

Ich will als Lobgesang-Verfasser
eine Stadt besonders loben:
Wuppertal, du schwimmst ganz oben
wie ein Fettfilm auf dem Wasser!
Statt wichtig bist du nur egal.
Das sagt fast jeder, der hier lief lang.
Mancher meint, du hättest Tiefgang,
aber du bist nur ein Tal.

Du bist für eine Bahn bekannt,
die kann hier übers Wasser schweben.
Als Fahrgast kannst du viel erleben,
bist du nicht grad ein Elefant.
Du warst mal ein Fabriken-Loch,
man hat im Fluss Textil geblichen.
Die Stoffe sind schon längst gewichen,
bleich sind die Menschen immer noch.

Wer die Stadt schon länger kennt,
nimmt den Wetter-Vorteil wahr:
Es regnet nur einmal im Jahr,
dafür aber permanent.

Der Wuppertaler allgemein
kennt Farben nur aus andern Städten.
Die Maler haben Farbpaletten
mit schwarz und grau. Mehr muss nicht sein.
Wie Eskimos fürs Schneegewühl
zig Bezeichnungen verwenden,
ist sicher, Wuppertaler fänden
für Regen ganz genauso viel.

Um Wuppertal herum ist’s grün,
bemerken Optimisten gleich,
da gibt’s ein großes Pflanzenreich.
Es will nur in der Stadt nicht blühn.
Na ja, wir haben uns doch längst
mit diesem Zustand abgefunden.
Du hast es ziemlich schnell verwunden,
wenn du einfach mal bedenkst:

Was wär das Weiß, wenn’s Schwarz nicht wär,
was wäre voll, wär’s niemals leer,
was stiege auf, könnt es nicht sinken,
was würde duften, könnt’s nicht stinken?
Tage gibt’s nur dank der Nacht,
Ruhe kennt man, weil’s mal kracht.
Streit und Frieden, Freude, Wut,
Schmerz, Entspannung, böse, gut –
ganz egal, es muss im Leben
zu allem Kontrapunkte geben.
Vielleicht klingt das jetzt zu banal,
doch kann man sich ans Wupper-Tal
aus einem Grunde leicht gewöhnen:
Es ist der Kontrapunkt zum Schönen!