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Zahleninterpretation

Zahleninterpretation

(2023)

Ein Ökonom mit einem Hang
zu Artenschutz und Klimarettung
erklärte dem Konzernchef lang
die unvermeidliche Verkettung

verschiedener Naturprozesse:
Was unser Leben möglich mache –
ob man nun atme, trinke, esse –,
das sei ja nur die eine Sache,

es gebe aber noch viel mehr,
womit uns die Natur versorgen
und helfen würde nebenher –
nur bleibe einiges verborgen.

Doch machte man das alles sichtbar,
so würde bei der Umwelt hieb-
und stichfest das Gesamtgewicht klar
als großer Dienstleistungsbetrieb.

Und was die kühlen Klimazonen,
die Artenvielfalt, ihr Gedeihen
uns brächten, sollte man betonen:
In Dollar umgerechnet seien
das etwa 200 Billionen.

Die Zahl des Ökonomen saß –
und der Konzernchef rief erschrocken:
„Das nenn ich einen teuren Spaß,
wenn wir nur tatenlos hier hocken

und keine Lösungswege wagen
in dieser Krisenzeit, anstatt
die Monopole zu zerschlagen,
die unsre Umwelt innehat!

Das Zeug, mit dem uns die Natur
bis heute immer gratis stärkte,
braucht Konkurrenz auf weiter Flur!
So schaffen wir Billionen-Märkte!

Der ganze Umweltdienst entspricht
Milliarden neuer Arbeitsplätze!“
Dem anderen gelang es nicht,
noch mal von Neuem anzusetzen,

um dem Konzernchef zu erklären,
woran die Märkte-Logik litt.
Er ließ sein Bauchgefühl gewähren,
statt diesen Typen zu belehren …
Doch was wär jetzt der nächste Schritt … ?

Anmerkung: Der alternative Gedichtabschluss
Er gab ihm einfach einen Tritt
und dreiundzwanzig Schläge mit.

hat sich als weder sinnvoll noch zielführend erwiesen.