Am Traualtar
(2012)
Ihr Bürger um den Traualtar,
hier steht das bald vermählte Paar,
geprägt von Krisen und Problemen.
Der Bräutigam heißt Vater Staat,
die Frau, um deren Hand er bat,
ist ein privates Unternehmen.
Der Gatte könnt sich – wie die meisten –
nur eine kleine Wohnung leisten,
drum kommt es auf die Gattin an.
Sie wird sich rührend um ihn kümmern
und ihn in selbst erbauten Trümmern
versorgen, wenn er zahlen kann.
Bei ihr wohnt er angeblich billig.
Für Geld ist sie natürlich willig,
ihn lebenslänglich aufzunehmen.
Die Ehe dient nur einem Ziel:
der Effizienz im großen Stil,
gelenkt von einem Unternehmen.
Der Staat ist längst ein Pflegefall,
drum wird die Gattin überall,
wo sie nur kann, sich deutlich zeigen.
Seitdem sie erstes Blut geleckt,
macht sie sich heut bereits verdeckt
das Leben dieses Staats zu eigen.
Man sieht es klar in ihren Augen:
Sie plant bereits ihn auszusaugen;
doch glaubt er sich in guten Händen.
So leicht entkommt er ihr jetzt nicht,
sind alle Klauseln wasserdicht.
Ach je, wie soll das alles enden?
Ihr Bürger um den Traualtar,
ihr steht nicht bloß zum Klatschen da,
denn Beifall macht auf Dauer dümmer.
Noch hättet Ihr die Chance zu wählen,
bevor die beiden sich vermählen …
Sprecht heute oder schweigt – für immer!