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Die apokalyptischen Reiter

Die Apokalyptischen Reiter

(2019)

Es ist kurz vor zwölf. Mitternacht naht.
Straßen in LED- und Neon-Licht.
Der letzte Bus weg. Kein Mensch unterwegs –
als Hufgetrappel die Stille durchbricht.
Und im Licht der Laterne erscheinen Silhouetten
von dunklen Gestalten – es sind vier an der Zahl.
Sie reiten durch die sommerliche Winternacht
auf Pferden in rot, weiß, schwarz und aschfahl:

Das sind die Apokalyptischen Reiter
und sie reisen mit den Zeichen der Zeit.
Ihre Waffe ist die Botschaft, die das Lachen erstickt –
und von da an ist das Ende nicht weit.

Jetzt halten sie an. Im Neubaugebiet.
Dann klingeln sie Sturm an der nächsten Tür.
Schritte von drinnen. Ein Mann öffnet mürrisch:
„Geht’s schon wieder um die Parkplatzgebühr?“
Der Reiter auf dem weißen Ross erhebt seine Stimme:
„Mein Freund, wir künden heute vom Ende der Welt,
von Dürren und Fluten im biblischen Ausmaß!
Pardon, ich habe uns noch gar nicht vorgestellt:

Wir sind die Apokalyptischen Reiter,
wir kommen nur, wenn es wirklich sein muss.
Unsre Botschaft wurde wissenschaftlich evaluiert:
Nicht mehr lang und hier ist endgültig Schluss!“

Ein Augenblick Stille. Dann schmunzelt der Mann:
„Netter Versuch. Jetzt übertreibt mal nicht.
Die Menschheit hat bis heute ja auch überlebt –
und angeblich war ihr Untergang schon oft in Sicht.
Ich mach mir aber gerne mal bis morgen Gedanken,
wie ich künftig etwas CO2 reduzier.“
Er wünscht den vier Reitern schöne nächtliche Stunden
und empfiehlt ihnen Schlaf. Dann schließt sich die Tür –

vor den Apokalyptischen Reitern
und den Nachrichten in ihrem Gepäck.
Ein Botschafter kann noch so sauber argumentier’n,
scheren sich Empfänger ’nen Dreck.

Doch der rote Reiter sagt lächelnd: „Ich weiß,
wie man dem Typen einen Vorgeschmack geben kann,
was der Untergang der Welt, wie er sie kennt, heißt:
Wir stiften seine Tochter zum Schulschwänzen an!

Denn wir sind apokalyptische Reiter,
unsre Botschaft lautet: Stirb oder friss!
Und egal, wie sicher freitags eine Schulpflicht erscheint –
ab heute ist nichts mehr gewiss,
ab heute ist nichts mehr gewiss!“