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Schöne Feiertage!

Schöne Feiertage!

(2013)

Ein Langzeitarbeitsloser hockt in einem Plattenbau
und feiert Heiligabend allein mit seiner Frau.
Das Jobcenter hat hier den Strom vor kurzem abgestellt –
zum Glück gibt’s noch ein Teelicht, das die Wohnung leicht erhellt.
Mit einer Zeitung haben sich die beiden zugedeckt,
der Apfel-Zimt-Tee ist gefroren und schmeckt auch geleckt.

Habt nun schöne Feiertage,
sei’s auch ärmlich und verdreckt,
denn ihr zeigt uns (ohne Frage),
welcher Sinn in der Weihnacht steckt!
Können wir euch auch nichts geben,
sind wir doch gedanklich nah.
Lasst uns heut das Glück erleben,
Hallelu-uh-uh-uh-ja!

Ein Mädchen näht in Bangladesh an einem rosa Shirt,
als es aus der Ferne eine Glocke schellen hört.
Das Mädchen hält kurz inne und lächelt still und leis,
Rauch weht durch die Türe und allmählich wird es heiß.
Dann näht das Mädchen weiter, wobei es daran denkt:
Das Shirt bekommt womöglich ein nettes Kind geschenkt.

Dass der Herrgott dich belohne,
wünschen wir in unsrer Stadt,
denn du zeigst uns zweifelsohne,
welchen Sinn die Weihnacht hat!
Und obwohl wir dich nicht kennen,
stehen wir dir gerne nah.
Herz und Seele sollen brennen,
Hallelu-uh-uh-uh-ja!

Der Krieg hat ganze Dörfer auf einmal weggerafft,
zehn Kinder sitzen mit der Mutter hungrig und erschlafft
um die letzte Mahlzeit, die sich noch ergattern ließ:
ein Krug mit dunklem Wasser und eine Schüssel Grieß.
Bevor der sich’re Tod die Familie bald ereilt,
wird – und das ist schön – das letzte Bisschen noch geteilt.

Ihr habt nicht umsonst gelitten,
ihr seid nicht umsonst verreckt,
denn ihr zeigt uns (unbestritten),
welcher Sinn in der Weihnacht steckt!
Seid ihr aus der Welt geschieden,
bleibt ihr doch symbolisch da.
Euer Tod steht für den Frieden –
Hallelu-uh-uh-uh-ja!