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Das Schuljubiläum

Das Schuljubiläum

(2004)

Der Max, meist lässig und „der Coole“,
besuchte einst im Januar
das Jubiläum einer Schule,
auf der er selbst gewesen war.
Er traf dort gleich gesinnte Leute,
die er sofort beim Namen nannte,
und auch, was er zum Teil bereute,
die ganzen Lehrer, die er kannte.
Der Rektor hielt noch eine Rede,
sehr trocken und bedingt euphorisch.
Der Max empfand sie so wie jede.
Der größte Teil war sehr historisch.

Dann gab’s Applaus und viel Tumult
und, als der Lärm verstummt war, trat
Herr Wolfgang Müller an das Pult,
ein etwas ält’rer Studienrat.
Er sprach von einer langen Zeit,
die er an dieser Schul’ verbracht,
von großer Schülerfreundlichkeit
und sagte: „Ich hab’ viel gelacht.“
„Du Heuchler!“, dachte Schmidt im Stillen.
„Ich kenne dich: du hasst die Schüler,
bist nur bedacht auf deinen Willen
und dein Humor wird täglich kühler.“

Nun trat zurück der alte Mann.
Die Menge klatschte fröhlich weiter.
Kollege Meier war jetzt dran.
Auch ihn begrüßte man recht heiter.
„Wir haben viel in all den Jahren“,
begann er seinen Redefluss,
„geleistet, ohne Kraft zu sparen.
Die Arbeit war für uns ein Muss!“
Doch Max bemerkte innerlich:
„Was hast du für ein großes Maul!
Seit vielen Jahren kenn ich dich.
Schon früher warst du ziemlich faul!“

Er fand’s zum Kotzen und zum Reihern,
denn alle Leut um ihn herum,
die standen dort, sich selbst zu feiern …
Er drehte resigniert sich um.