Party

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Party

(2012)

Wir feiern viel, wir feiern gerne
und laden alle Freunde ein –
von nebenan und aus der Ferne,
die Wohnung war noch nie zu klein,

um kräftig auf den Putz zu hauen,
der rieselnd von der Decke fällt,
doch woll’n wir nicht nach oben schauen,
denn uns gehört heut Nacht die Welt!

Die Welt ist nämlich bis zum Morgen
auf diese Wohnung hier beschränkt,
wir werden jeden Gast versorgen
und sind vortrefflich abgelenkt

von allem, das zu lähmen scheint
und uns’re gute Laune trübt;
bei dieser Feier wird vereint
Kontrast zum Alltag eingeübt

mit Gästen, die die Wohnung fluten –
für alle gibt’s genügend Bier;
es klingelt alle paar Minuten
erneut an unsrer Eingangstür.

Die Mukke läuft auf voller Dröhnung,
der Bass wird kräftig aufgedreht,
doch Lärm ist Sache der Gewöhnung,
was unser Nachbar auch versteht,

der schließlich an der Türe hämmert
und ruft, wir hätten wohl nen Schaden,
worauf uns wenig später dämmert:
Wir haben ihn nicht eingeladen!

Das wird jetzt zügig nachgeholt,
damit er nicht beleidigt ist;
er wird begrüßt und laut bejohlt
und bald ist sicher: Er vergisst

die Party, die wir ihm bereiten,
bestimmt nicht! Sie erinnert ihn
an eigene Studentenzeiten –
so fällt es leicht, ihn mitzuzieh’n

aufs Tanzparkett aus Teppichboden,
wo unbemerkt ein Bierfleck schimmelt
und wo sich in den schrägsten Moden
die Hälfte unsrer Gäste tümmelt.

Der Teil, der im Moment nicht tanzt,
hat sich seit zwei, drei Stunden schon
in unsrer Küche gut verschanzt
und pflegt die Kommunikation –

beflissen, ins Gespräch versunken,
und mancher merkt beim kurzen Flirt:
Er wird gerade schöngetrunken –
woran sich aber keiner stört.

Den Küchen-Gästen ist bewusst:
Sie werden hier nicht ewig stehen,
denn später packt auch sie die Lust,
zum Tanzen aus dem Raum zu gehen.

Dann werden sie die Beine schwingen,
sich ganz in der Musik verlieren
und lieber schiefe Lieder singen
als irgendwas zu diskutieren.

So sind letztendlich alle Gäste
mit Körpereinsatz voll dabei
und uns wird klar: Das Allerbeste
an Partys ist: Wir fühl’n uns frei!

Drum feiern wir besonders laut
und kommen erst zur Ruhe, wenn
der Morgen vor den Fenstern graut.
Bis dahin tanzt noch lange, denn:

Wer tanzt, darf auf der Stelle treiben
und kann, obwohl die Richtung fehlt,
ganz einfach in Bewegung bleiben,
weil Ziel und Zeit beim Tanz nicht zählt.